Ostern – Ostergedicht von Ferdinand von Saar (1833-1906)
Ja, der Winter ging zur Neige, holder Frühling kommt herbei, lieblich schwanken Birkenzweige, und es glänzt das rote Ei. Schimmernd wehn die Kirchenfahnen bei der Glocken Feierklang, und auf oft...
View ArticleNacht (Ferdinand von Saar)
Des Parkes weite Räume Umflort die stille Nacht; Es steh’n die alten Bäume In düst’rer Wipfelpracht. Die Pfade wie versunken, Am Himmel nicht ein Stern; Verstummt ist schlummertrunken Das Leben nah und...
View ArticleKlarheit
Oft ist es mir, als säh’ ich niedergleiten Die Schleier still und leise vor den Dingen; Mein Auge kann das weite All durchdringen Und blickt zurück zum Urquell aller Zeiten. Ich sehe, wie die Fäden...
View ArticleAn den Mond
Längst, du freundliches Nachtgestirn, Ist dein Geheimnis verweht. Erkenntnisstolz blickt der Knabe schon Zu dir empor, Denn verfallen bist du, wie alles jetzt, Der Wissenschaft, Die deine Höhen und...
View ArticleWer einmal einen Schmerz erlitten
Wer einmal einen Schmerz erlitten, Ist nicht mehr jung. Bis dahin war er´s, Und hätte silberweiß sein Haar bereits Den tiefgebeugten Scheitel ihm umglänzt. Wer zählt die Jahre, wenn er glücklich ist?...
View ArticleAlter (Ferdinand von Saar)
Das aber ist des Alters Schöne, Daß es die Saiten reiner stimmt, Daß es der Lust die grellen Töne, Dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt. Ermessen läßt sich und verstehen Die eig’ne mit der fremden...
View ArticleWer einmal einen tiefen Schmerz erlitten
Wer einmal einen tiefen Schmerz erlitten, Ist nicht mehr jung. Bis dahin war er´s, Und hätte silberweiß sein Haar bereits Den tiefgebeugten Scheitel ihm umglänzt. Wer zählt die Jahre, wenn er...
View ArticleWunsch
O daß ich es vermöchte, wahnbesessen, Wie es die Menschen thun, ganz ohne Zagen Der eig’nen Schuld die Andern anzuklagen Und meine Fehler eitel zu vergessen. Könnt’ ich, wie sie, aus jeder Traube...
View ArticlePrüfstein
Um des Menschen Werth zu messen, Fragt doch nicht, was er erreicht; Ob er Kraft und Muth besessen, Das ergründet ihr vielleicht. Mancher hob sich, statt zu stranden, Wenn des Unheils Woge schlug –...
View ArticleDas alte Ehepaar
Wie in Gedanken, unaussprechlich, Gehen Arm in Arm sie einher; Sie noch aufrecht, wenn auch gebrechlich, Tief gebeugt und gebrochen er. Schwer belastet mit Sammt und Seide, Wankt ihr vornehm hagerer...
View ArticleIm Traum nur lieb ich dich
Im Traum nur lieb’ ich dich! Wie könnt’ in wachen Tagen Ich mich so nah dir wagen – Im Traum nur lieb’ ich dich! Im Traum nur lieb’ ich dich! Da schwindet alles Zagen – Da darf dein Mund mir sagen:...
View ArticleMutter und Tochter
Wie rührt ihr mich, seh’ ich in Blick und Mienen, Im Wesen euch so ganz einander gleichen; Die Tochter, von des Frühroths Strahl beschienen, Der Mutter Stern allmälig im Verbleichen. Die Tage, die,...
View ArticleLetzte Liebe
Schon ist der Tag uns im Verglühen, In letzter Schönheit prangt dein Leib; Der Herzen allerletztes Blühen Ist unser Glück, geliebtes Weib! D’rum laß â€“ o laß die Zeit uns frommen, Und keine Stunde sei...
View ArticleSelig sind die Armen im Geiste
Lächelt nur wissensstolz Von euren Bücherhekatomben Und euren Kathedern herab, Wenn der Dichter singt: Selig sind die Armen im Geiste! Ja, selig sind sie- Selig wie Kinder, Die, halb noch an nährender...
View ArticleAn eine liebende Schwester
Jüngst wollte rasch dein Aug’ sich feuchten – Es wußte Niemand wohl den Grund: Man sah nur still die Thräne leuchten Und leise zucken deinen Mund. Das aber fühlt’ ich: eig’ner Leiden Warst du nicht...
View ArticleMahnung
Wenn dir ein gold’ner Traum zerrann Und rauh die Wirklichkeit dein Herz zerspaltet, Nicht mit dem Schicksal had’re dann, Das doch nur in dir selber lebt und waltet. Wie sehr man dir auch weh’ gethan,...
View ArticleLebensregel (Ferdinand von Saar)
O nie in eitlem Hochmuth sprich es aus, Daß Dieser oder Jener nichts bedeute; Mit deinem letzten Urtheil halte Haus: Denn nicht so leicht ergründest du die Leute. In Jedem schlummert eine sond’re...
View ArticleWieder!
Wieder die ersten sonnigen Hauche, Lockend hinaus vor die düstere Stadt; Wieder am zitternden, treibenden Strauche Die ersten Knospen, das erste Blatt. Wieder auf leis’ ergrünenden Hängen Ersten...
View ArticleArbeitergruß
Vom nahen Eisenwerke, berußt, mit schwerem Gang, kommt mir ein Mann entgegen, den Wiesenpfad entlang. Mit trotzig finstrer Miene, wie mit sich selbst im Streit, greift er an seine Mütze - Gewohnheit...
View ArticleChristnacht
Wieder mit Flügeln, aus Sternen gewoben, senkst du herab dich, o heilige Nacht; was durch Jahrhunderte alles zerstoben, du noch bewahrst deine leuchtende Pracht. Ging auch der Welt schon der Heiland...
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